Integrales Bauen – Ein Sieben-Säulen-Konzept

Planen und Bauen ist ein äußerst vielschichtiger Prozess. Meiner Arbeit als Architektin liegt ein integraler, d. h. ganzheitlicher Ansatz zugrunde. Dieser integrale Ansatz wird meines Erachtens im Wesentlichen von sieben Säulen getragen:

  • Einfachheit
  • Wahrhaftigkeit
  • Ortsgebundenheit
  • Maßhaltigkeit
  • Sinnlichkeit
  • Nachhaltigkeit
  • Glückseligkeit

Einfachheit

Einfachheit ist hier im Sinne von "auf das Wesentliche reduziert" gemeint. Leicht ablesbare, klare und materialgerechte Baugefüge führen zu einer willkommenen Einfachheit.


Einfachheit

Hier als Beispiel eine Innenwand, die als ingenieurmäßiges Sichtfachwerk ausgeführt und mit Lehmsteinen ausgemauert wurde. Das Holz wurde geölt und die Lehmsteine lediglich mit einer Fixierung gegen Absanden behandelt.

Eine solche Einfachheit von Konstruktion und Material läßt Räume entstehen, in denen sich das Leben der Bewohner frei entfalten kann.

Wahrhaftigkeit

Archaisch betrachtet bedeutet bauen zunächst einmal, eine Hülle um bestimmte Lebensvorgänge zu schaffen.

Eine Küche z.B. ist ein Raum um eine Kochstelle, in dem außerdem alle Utensilien zum Kochen möglichst griffbereit aufbewahrt werden. Räume sind durch Bewusstmachung dieser Urbilder immer wieder neu zu „erfinden“.


Wahrhaftigkeit

Ein Haus als „Raumkomposition“ bildet in seiner äußeren Erscheinungsform diese inneren Ereignisse, die in ihm stattfinden, ganz frei und selbstverständlich ab, ohne Haftung an vorgefertigte Bilder, wie denn ein Haus auszusehen habe.

Ortsgebundenheit

Ein Bauwerk steht immer in enger Beziehung zu dem Ort, an dem es errichtet wird.

Es ist eine Wechselbeziehung: Der Charakter des Ortes läßt das Bauwerk in einer bestimmten Art und Weise erscheinen, aber auch das Bauwerk prägt wiederum ganz entscheidend den Ort.


Ortsgebundenheit Ortsgebundenheit

Bei dem abgebildeten Haus stand ich bei Entwurfsbeginn auf dem Grundstück und sah im Hintergrund den Bergkamm des Odenwaldes von Norden nach Süden allmählich ansteigen. Ich dachte - genau das machen wir auch: Wir bauen ein hohes, turmartiges Haus mit einem langen, flach ansteigenden Dach.

Maßhaltigkeit

Alle Teile eines Bauwerkes stehen in bestimmten Maßverhältnissen zueinander, die entschieden das Raumgefühl beeinflussen. Es ist wünschenswert, daß der Mensch dabei im Mittelpunkt aller maßlichen Überlegungen steht.


Maßhaltigkeit

Im nebenstehenden Beispiel wurde Größe und Form des Treppenhandlaufes genau auf die ihn umfassende Hand abgestimmt und wurde damit zum angenehmen Handschmeichler.

Nachhaltigkeit

Die Erde bildet als unser erstes Zu-Hause die Grundlage des Bauens. Dieses Geschenk gilt es verantwortungsvoll zu schützen. Daher ist in allen Bereichen des Bauens – von der Wahl der Baumaterialien bis zur Energieversorgung – das Prinzip der Nachhaltigkeit oberstes Gebot.


Nachhaltigkeit

Im nebenstehenden Beispiel liegen Lehmsteine zum Trocknen an der Luft in überdachten Außenregalen. Der Primärenergieaufwand zur Herstellung der Steine ist im Vergleich zu anderen Baustoffen extrem gering und nahezu CO2–frei.

Sinnlichkeit

Ein Bauwerk wird mit allen Sinnen erfahren. In Räumen, die vielfältige, sinnliche Erlebnisse anbieten, können wir uns orientieren und fühlen uns geborgen. Be-Greifen hat durchaus etwas mit den Händen, Ver-Stehen mit den Füßen zu tun…


Sinnlichkeit

Das Bild zeigt handgespaltene Rotzederschindeln, bei denen jede Schindel farblich einmalig ist, mit einem zauberhaften Licht- und Schattenspiel.

Glückseligkeit

Schon Aristoteles bezeichnete die Glückseligkeit als höchstes Gut und Ziel des menschlichen Daseins. Diese Weisheit ist bis heute aktuell.

Lassen Sie uns gemeinsam ihr Haus so planen, dass es zum Sinnbild von Glückseligkeit wird.